Neuroathletiktraining auf dem Prüfstand

Neuronales Netzwerk im Gehirn aktiviert durch motorischen Output

Was versteht man unter Neuroathletik?

Auf der Suche nach neuen Methoden der Leistungsoptimierung kam man in den letzten Jahren immer wieder mal mit dem Ansatz des Neuroathletiktrainings in Kontakt. Besonders der Einsatz bei der deutschen Fußballnationalmannschaft trug zur Bekanntheit bei. Skurril mutet auch der Einsatz bei der aktuell besten deutschen 100m Sprinterin an, die laut Medienberichten an einer 9 Volt Batterie leckt um ihre Leistungsfähigkeit zu erhöhen.

Vertreter des neurozentrierten Ansatzes gehen in ihrem Trainings – und Behandlungssystems davon aus, dass sämtliche Körperfunktionen durch das Gehirn veranlasst und reguliert werden. Wenn man nun in den Kommunikationsprozess von Gehirn und Körper eingreift, könne man die Leistungsfähigkeit überprüfen und verbessern.

Input - Brain - Output Modell

Das Input-Brain-Output Modell stellt dabei den Mittelpunkt des neurozentrierten Trainings dar. Sensorischer Input aus den Sinnesorganen wird im Gehirn analysiert und interpretiert, woraufhin ein motorisches Output generiert wird. (Sportliche) Leistung sei damit immer auch das Ergebnis der Qualität der Eingangssignale und der neurologischen Verarbeitungsprozesse, welche der Bewegung zugrunde liegen würden.

Das Nervensystem erhält permanent Informationen aus den verschiedenen Sinnessystemen unseres Organismus. Dabei stellen die fünf Sinne eine entscheidende Komponente des sensorischen Inputs dar – Sehen, Hören, Riechen, Fühlen und Schmecken. Ergänzend führen Vertreter des Neuroathletiktrainings auch das Gleichgewichtssystem an.

Die sensorischen Informationen (Input) werden über verschiedene Nervenbahnen an das Gehirn weitergeleitet. Diese werden in dem Gehirn aufgenommen, integriert und interpretiert. Anschließend wird eine Entscheidung basierend auf der Qualität der Informationen und deren Verarbeitung getroffen. Diese Entscheidung führt zu einem motorischen Output wie beispielsweise die Verbesserung der Beweglichkeit, Leistungsfähigkeit, Schmerzreduktion, Haltungskorrektur, Verhalten und vieles mehr. Je besser / qualitativ-hochwertiger die Informationen, die Informationsaufnahme und – verarbeitung, desto besser ist der daraus resultierende Output.

Aufnahme senorischerer Reize, Verarbeitung und motorischer Output

Praktische Anwendung von Neuroathletiktraining

Neurozentriertes Training nimmt dabei an, dass das Gehirn ähnlich wie ein Muskel durch Training veränderbar ist (neuronale Plastizität). Durch  Bewegungs- und Wahrnehmungstests wird im ersten Schritt festgestellt ob Defizite erkennbar sind. Anschließend wird versucht durch Training gezielt die dafür verantwortlichen Hirnareale zu aktivieren, um funktionelle und anatomische Anpassungen an diesen Stellen hervorzurufen. In der Trainingspraxis kommen dabei  Gegenstände wie  Augenklappen, Rasterbrillen, Sehtafeln  oder  Massagegeräte zum Einsatz.

Erwähnt muss aber jedenfalls auch werden, dass dieser Ansatz wissenschaftlich sehr kritisch gesehen wird und in seiner Erklärung teils mit sehr stark vereinfachten Annahmen arbeitet, welche die aktuelle Forschungslage und die Komplexität des Systems Mensch teils ausklammert. Die Wirksamkeit des Neuroathletiktrainings wurde bisher noch nicht wissenschaftlich nachgewiesen.

Nichtsdestotrotz handelt es sich um ein interessantes Trainingskonzept welches bei einigen Spitzensportlern zur Anwendung kommt.

Quellen

Lars Lienhard 2021,Schnelligkeit beginnt im Gehirn Mit Neuroathletik das Reaktionsvermögen verbessern und die Schnelligkeitsleistung optimieren

Meyer & Leboeuf-Yde 2008, Unravelling functional neurology: a critical review of clinical research articles on the effect or benefit of the functional neurology approach

Lienhard 2019, Training beginnt im Gehirn –  Mit Neuroathletik die sportliche Leistung verbessern

Simons et al., 2016, Do „Brain-Training“ Programs Work?

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